Henry James Graf von Moltke schrieb an seine Frau Freya Moltke, am 10. Oktober 1944 (etwa drei Monate vor seiner Hinrichtung), aus dem Gefängnis in Tegel.

IMG_9039 Mein Herz, so sehr ich es mir verbiete, so befasst sich mein Kopf doch immer mit Deinem künftigen Leben. Und vielleicht kann ich doch eine Sache dazu sagen, ohne dass es schaden kann. Die Zeit jetzt wird für dich nicht so schlimm sein, die Zeit unmittelbar nach meinen Tode wird auch gehen, aber nach einiger Zeit kommt der Alltag, und das wird der schlimmste Augenblick sein. Du musst aber diesen Tiefpunkt durchwandern und den Schmerz ertragen. Versuche nicht, durch übermäßige Geschäftigkeit darüber hinweg zu huschen; Du erntest sonst nicht die Frucht deiner Tränen, und Du engst das Plätzchen in Dir ein, in dem ich weiter wohnen bleiben will. Der Schmerz weitet dieses Plätzchen.

Mein Herz, ich habe mich etwas gescheut, Dir das zu schreiben, weil es so nach Besitzerwillen über das Grab hinaus aussieht….