Du bist stark, du schaffst das. – Halt die Ohren steif! – Das Leben geht weiter.

– Über den schwierigen Versuch, Trauernden etwas Tröstliches zu sagen –

Das sind drei Sätze, die Trauernden oft gesagt bekommen. Sie sollen aufmuntern und machen  Trauernde oft noch trauriger, schwächer und manchmal auch wütend.

Natürlich sind die Meisten von uns stark, wenn unsere Lebenssysteme stimmen.

Krankheit und Tod werfen uns aber aus unserem „geordneten“ Leben.

Der Tod von Partnerin, Partner, Eltern oder eines Kindes zerstören ein über viele Jahre eingespieltes System. Auch wenn den finanziellen Rahmenbedingungen stimmen, haben Trauernde das Gefühl, vor einem Scherbenhaufen zu stehen. Das Leben erscheint sinnlos. Trauernde wollen ihren Partnern nachsterben. Meistens passiert das nicht, aber nicht mehr leben zu wollen, ist ein berechtigtes Gefühl. Alle ehemalige Stärke ist weit weg und deshalb wird das aufmunternde „du bist doch stark“ von Trauernden als Verhöhnung empfunden.

„Halt die Ohren steif“ ist ein Ratschlag für Esel. Bitte sagen Sie einen solchen Satz nie zu Trauernden. Sie fühlen sich nicht ernst genommen.

Trauernde sind in den ersten Monaten der Trauer oft in einer Erstarrung.

Die Beerdigung wird als „Schauspiel“ erlebt, wo Hinterbliebene sich als Zuschauer in einem Schauspiel fühlen. Andere Beerdigungsteilnehmer erleben das oft als Stärke.

„Sie oder er hat nicht geweint und alles tapfer durchgestandP1090877en und manchmal sogar gelacht.“

Es dauert einige Monate bis die Realität des Todes die Trauernden erreicht.

Zuerst ist oft das Gefühl, „ich bin in einem bösen Traum und irgendwann wache ich auf und es ist alles so wie vorher“. Deshalb ist ein wichtiger Wunsch, die Zeit anzuhalten und den Tod zu verneinen. In unseren Trauergruppen berichten Trauernde, dass Sie in den ersten Monaten manchmal das Gefühl haben, „irgendwann kommt mein Mann wieder zur Tür herein“.

Es ist nicht hilfreich, wenn Freunde sagen, „du musst den Tod akzeptieren“.

Niemand will den Tod in seiner Nähe akzeptieren. Es dauert Monate, bis Trauernde die Realität des Todes annehmen können. Trauernde wollen nicht, dass das Leben weitergeht, sondern dass es rückwärts geht. Wir Begleiter und Freunde müssen das akzeptieren und nicht wegdiskutieren. Besonders schwer ist es, den Tod eines Kindes anzunehmen. Wenn Kinder oder junge Erwachsene sterben, ist das „verkehrte Welt“ für uns. Wir erwarten, dass die „Alten“ sterben und die „Jungen“ leben.

Bei Tod und anderen Katastrophen sind wir als Mitmenschen manchmal überfordert und wissen nicht, was wir tun können. Da ist es wichtig zu wissen, dass es Hilfe und Selbsthilfegruppen gibt. Viele  dieser Gruppen treffen sich in Kirchengemeinden oder Selbsthilfezentren. Vielleicht können Sie jemanden ermutigen und begleiten bei der Hilfesuche.

Unsere Beratungsstelle unterstützt Sie mit Einzelgesprächen, begleiteten Trauergruppen und Traucafés und vermitteln Sie auch an Angebote in Ihrer Nähe.

Sie erreichen uns unter folgender Adresse:

Beratungsstelle für Trauernde des Kirchenkreises Tempelhof

Götzstraße 24b, 12099 Berlin, Telefon 755 15 16 20, Mail: trauerberatung@kk-tempelhof.de

Eine gute Internetinformation finden Sie auch unter: www.trauernetz.de