Als meine Urgroßmutter starb wurde ich als siebenjähriges Kind sofort aus dem Haus geschafft. Meine Eltern und Großeltern wollten mich „schonen“. Ich fühlte mich „abgeschoben“.
Wie können wir als Kinder und Erwachsene richtig Abschied nehmen?
Hier kann nur jede Ehefrau/Ehemann/Familie entscheiden, was gut für sie ist. Auch Kinder sollten frei entscheiden können, was und wieviel sie sehen möchten. Manche Familien haben den oder die Verstorbene bei sich zu Hause aufgebahrt und eine intensive Zeit der Trauer und des Abschiednehmens für sich, die Familie und die Freunde erlebt. Die Kinder, eigene und von Bekannten, waren manchmal mit im Wohnzimmer, wo der offene Sarg stand und manchmal spielten sie draußen. „Der Tod gehörte zum Leben“.
Für andere Menschen ist es völlig undenkbar, einen toten Menschen im Haus zu haben. Sie verzichten auf eine Aufbahrung oder nutzen den Aufbahrungsraum des Bestatters zur Abschiednahme. Manchmal wird von der Abschiednahme abgeraten. „Behalten Sie den Verstorbenen so Erinnerung, wie Sie ihn kannten“, wird den Angehörigen geraten. Entscheidend ist, was Sie möchten und was Sie sich zutrauen.
Wir erleben, dass es für die Trauernden wichtig ist, Abschied zu nehmen und den oder die Tote noch einmal zu sehen. Meistens ist es ein sehr friedlicher Anblick und es erleichtert zu verstehen, dass ein Mensch, den man lange kannte, tot ist.
Dr. Karl Griese